Krach am Bach und Motorradwandern nach Skandinavien 2019

Eins zu eins Abschrift händischer Notizen, die während der Tour angefertigt wurden. Namen wurden aus offensichtlichen Gründen substituiert.

02.08.

Die beste Motorradfahrerpartnerin der Welt fährt um 8 mit Caddy nach Osnabrück, holt Schwester ab und weiter nach Beelen
Ich fahre ca. 9:30 mit vollgepacktem Motorrad direkt nach Beelen
A2 frei, Fahrt ereignislos. 140 stellt sich als gute Reisegeschwindigkeit heraus - Gehörschutz!
Festival recht klein, max 5k Leute, aber alle sehr nett, richtig nachbarschaftlich
Black Mirrors legen dickes Brett auf, knallt
De Wolff vom Campingplatz aus gehört, haben viel Party gemacht
Red Scalp haben Erwartungen übertroffen und Publikum in Trance versetzt, extrem gut
Gegen 24 Uhr ins Bett, alle sehr müde

03.08.

Abfahrt ca 9:00 mit Moped. Herzliche Verabschiedung, Schwester startet ihre 4-wöchige Europatour per EU-Interrail-Ticket
A2 wieder frei, gutes Vorankommen, A7 Katastrophe. Mehr Stau als freie Bahn, sehr viel los, Baustellen und Unfälle. Teils sehr langsames Vorankommen, schummeln durch Fahrbanmitte und Seitenstreifen beginnt.
Gegen 17:00 Treffen mit Kameraden direkt hinter DK-Grenze
18:00 Ankunft an Sandskaer Strandcamping
Varadero sehr gut. Derartige Gewaltmärsche mit Kawa nicht gut möglich
Aufbau des Zeltes fordert am linken Daumen einen Blutzoll. Wird nun unangenehm sein

04.08.

Abfahrt gegen 9. Zelt und Luftmatratze 1A, sehr bequem
Merkwürdige Träume, Kameraden gegen 2 Uhr nachts mit wüsten Beschimpfungen gegen unbekannt geweckt
10 Uhr Ankunft Ribe, Waffelladen leider zu, machte erst um 11 auf, Wartezeit zu lang
Weiter über Henning, Viborg, Nordküste nach Hirtshals
Wetter während der Fahrt sehr durchwachsen, immer wieder Schauer, ab und zu Sonne
Ankunft Hirtshals gegen 19 Uhr
Tornby Strand Camping. Sehr sauber, gepflegt, empfehlenswert. Wiese direkt neben Wasser, Müll und Infrastrukturhaus
Früh ins Bett, 7 Uhr Abfahrt geplant

05.08.

Abfahrt kurz nach 7, Abfahrt Fähre 9:00
Zeltplatz erstaunlich trocken: Gras, Erde und Zelte
Kurze Fahrt zum Hafen, Wartezeit vor Fähre überschaubar. Schiff sehr groß, 11 "Stockwerke", ansprechend gestaltet. Frühstücksbuffet bei leichtem Wellengang äußerst gemütlich. Überaus süßes Getränk gefunden: Red Bull mit eingebauter Gummibärenbande, die einem zum Schluss noch eine reinhaut
Ankunf 13:30, direkte Weiterfahrt nach Norden
Ca 25km Straße rein, Vollsperrung. Alle 25km wieder zurück und andere Straße nehmen
Ankunft 18:00 ca 150km nördlich von Langesund am Sandvatn See, Blefjell Camping. Kleiner Platz direkt am See mit hohem Berg gegenüber. Sehr ruhig, trotz angrenzender Straße, praktisch kein Verkehr. Werden von wilden Enten unterhalten, sehr amüsant. Gehen früh ins Bett, Wind vertreibt Wärme aus Klamotten

06.08.

Abfahrt ca 9:30
Zum Frühstück zerbröseltes Schwarzbrot für die Enten. Einige werden sehr gierig, eine isst aus der Hand, kneift aber. Wildes Entengequake gute Unterhaltung
Angenehme Fahrt bei ruhigem Wetter über unendlich lange und kreuzungslose Straßen bis nach Geilo
Fahrt vorbei am Sønstevatn See - von einer Ortschaft aus einen sehr steilen pass bergauf über die Baumgrenze auf 1100m auf ein karges, baumloses, nur mit Moos bewachsenes Hochplateau, links und rechts von Bergen besäumt. Häuser, wahrscheinlich Ferienwohnungen, stehen hier, auch einige Autos, kein Verkehr, keine Menschen zu sehen. Bloße Steine, hügeliges Gelände, wilde Gewässer, aber gut ausgebaute Straße. Führt durch die Ödnis zwischen den Bergen auf den See zu, umrundet ihn zur Hälfte, Staudamm hält den See im Tal. Dahinter Abfahrt hinab, grandiose Kurven und Aussicht
Über Gol nach Leira bis Beitostølen
Scheint Wintersporturlaubsort zu sein, viele Menschen auf "Sommerskiern" und Skilifte auf den Bergen
Kommen unter auf Beitostøl Camping Campingplatz. Quasi keine Deutschen, primär Norweger.
Große, gut ausgebaute Anlage. Bei Duschen ist Acht zu geben: Münzen können zur Hälfte im Automaten hängenbleiben, gehen verloren
Zeltstange von Kameraden gebrochen, kann mit Stangenflickset von mir repariert werden.
Linker Daumen gut verheilt, zu gut 90% wieder benutzbar

07.08.

Aufbruch in Beitostølen gegen 9:00, Besuch im örtlichen Intersport, Suche nach Anglerzubehör für Verwandten erfolgreich, Dreibein und Hostenträger jedoch nicht
Fahrt an Jotunheimen, Heimat der Riesen, vorbei nach Tessand, Vågåmo, über die Straße 51
51 führt über steilen Pass in Hochgebirge, atemberaubende Aussicht über kilometerweite Steinwüsten, durchsetzt mit Sträuchern und Moosen, riesiger See, Vinstre, Berge am Horizont, kalter Wind, Wolken am Himmel, klare Luft. Weiter über 51, leicht kurvige Strecke durch Schneise zwischen entfernten Gipfeln, teils schneebedeckt, teils hinter Wolken verdeckt, immer knapp oberhalb der Baumgrenze unterwegs. Höhe 1200m
Zur Linken vor Bergpanorama einzeln stehender Berg, sehr geringer Bodenumfang, vielleicht 1km breit, aber extrem steil, 500m hoch, umrunden diesen halb
Rast irgendwo bei Vågåmo, zufällig fellbespanntes Dreibein gefunden und gekauft
Entspanntes Cruisen bei gesteigerter Geschwindigkeit entlang 15 gen Süden. Vågåmo war nördlichster Punkt der Tour
Wechseln auf E6, Strecke machen, halten für ausgedehnte Pause in Lillehammer, besuchen Innenstadt
Bei Intersport Hosenträger gefunden, in Restaurant Riesenpizza vertilgt
Rücklicht der Varadero als defekt erkannt, selber nicht reparierbar, da nicht bekannt, die Lampe zu entnehmen ist, haben es aber lange versucht
Unwetter unterfahren, etwas Regen abbekommen, am Storsjøen Songnabben Camping gefunden. Wahnsinnig günstig, Tarp zum ersten Mal aufgebaut, auf Bierbank
Kette bei Versys nachgespannt, machte schon lange beängstigende Geräusche. Hoffentlich jetzt besser

08.08.

Abfahrt gegen 9:30. Zeltwiese in großer Kuhle und nass. Wollte beschleunigen um Grashang herauf zu kommen, Hinterreifen rutscht auf nassem Klee weg, Maschine bockt von Seite zu Seite, wirft mich zum Schluss nach recht ab, landet selber auf der Seite. Bremshebel verbogen, rechte Kofferhalterung auch ganz leicht, nichts unreparierbares, konnte aber Varadero nicht alleine aufheben. Stolz hat den größten Schaden genommen. Beschließen zu Hondahändler in Karlstadt zu fahren: Bremshebel und Rücklicht
Auf dem Weg nach Karlstadt einige Schauer, auch einiger ernstzunehmender Regen, in Stadt selber Sonne, Rücklicht funktioniert wieder - Magie? Konnten gebrauchten Bremshebel kaufen
Weiterfahrt nach Ottergergets Bad & Camping zwischen Vättern und Vänern, klein, gemütlich, schöne Wiese
Kettennachspannen hat funktioniert, neues Kettenfett vom Hondamann macht Eindruck
Allemann duschen und ab in die Zelte

09.08.

Nachtrag zu Otterbergets: Mückenplage sondergleichen. Ich wirke wie Mückenmagnet, Kameraden werden meist verschont, solange ich in der Nähe bin
Trinkwasser sprudelt...
Abfahrt entspannt gegen 10:00. Sonnenschein am Vortag, Wolkenlosigkeit und damit einhergehend schnelles Abkühlen haben zu sehr viel Morgentau geführt, der überall lag, speziell Zelt und Motorräder. Sonnenschein am Vormittag trocknet Zelt gut, Rest eher notdürftig
Weiterfahrt zwischen Vättern und Vänern über Jöngköping. Fahren an Wildcampingspot von 2016 vorbei, großes Hallo
Hinter Jöngköping Mittagspause an Raststätte, kriegen sehr günstig sehr gutes Essen - Schweinemedallions, Bratkartoffeln, Salat. Treffen auf Parkplatz jungen Motorradfahrer, hat sei Mai Führerschein, kommt gerade von 2-wöchigen Trip zum Nordkap über Balkan und Finnland zurück, will auch Montag wieder zuhause sein, heute aber schon über Öresund. Im Nachhinein erscheint seine Geschichte als Räuberpistole
Weiter über Växjö, Ankunft gegen 16:30 an Mjölknabbens Camping am Åsnen. Sehr ruhiger Platz, gibt Kuchen frisch zu kaufen. Wieder blauer Himmel und Sonnenschein, befürchten wieder eingetaut zu werden
Morgen soll großes Unwetter über Schweden herziehen, werden versuchen, ihm auszuweichen. Wahrscheinlich früh aufstehen und Zelte abbauen, am besten erst auf Motorrad eingeregnet werden
Auf meinem Zelt feiern fliegende Ameisen eine Orgie...

10.08.

Aufstand 5:30, leichter Nieselregen setzt ein. Zelte sehr nass, müssen aber einpacken. Schnelles Frühstück, Nötigstes besprechen, Abfahrt 6:30. Werden von Unwetter stark erwischt, schnell Klamotte durch. Lederjacke, Stiefel, Handschuhe halten, Hose verdächtig kalt
Missen Strecke machen, stellen uns aber für halbe Stunde bei Tankstelle unter, um das Schlimmste abzuwarten. Ankunft gegen 12:00 an Habo Ljung bei Malmö
Sonnenschein, leichter Wind. Ausrüstung kann wieder trocknen. Kollektives Kettenfetten, Varaderokette muss nachgespannt werden, beim Festziehen der Achse reißt Schraubenschlüssel ab, Achse aber fest
Zum Mittag ganz was Feines: Taco-Schalen mit Hack und Baked Beans - man gönnt sich was
Abend klingt entspannt aus, man ruht sich für Heimfahrt aus
Diverse Verdauungsprobleme bei Kameraden scheinen gelöst werden zu können

11.08.

Verdauungsprobleme bei Kameraden noch nicht vollständig gelöst
Nacht sehr windig, Morgen genauso, Zelt von Kameraden hat's dahingerafft, dafür alles knochentrocken. Wegen kaputten Zeltes wird beschlossen, nach Hause durchzufahren. Aufbruch gegen 8:00
Öresundbrücke scheint teurer geworden zu sein, pro Moped gut 30 Euro. Wind mörderisch, auf Brücke große Probleme, in der Spur zu bleiben, fahren teils unter 60. Sehr starke Böen von Süden, kann man sich nicht drauf einstellen
Ich entscheide mich, etwas länger in DK zu bleiben, trenne mich hinter Kopenhagen von Kameraden, herzliche Verabschiedung
Wind begleitet mich über den gesamten Tag, stets von Süden, stets sehr starke Böen. Zerren am Helm, drücken den Kopf nach rechts oben, macht mürbe, verdirbt den Spaß
Erster Stopp Frederica, schönes Städtchen mit hübschen Häusern. Essen in Streetfoodladen, sieht innen aus wie Streetfoodfestival, empfehlenswert. Weiter in Richtung Ringkøbing, entscheide mich auf halber Strecke um, fahre Richtung deutsche Grenze an Ribe vorbei, um morgen früh aufzubrechen und Stau auf deutschen Autobahnen zu entgehen. Komme bei Bredebro Camping unter, günstige Kantine, Bedienung lächelt nett
Wind hat nachgelassen, Platz ist trocken

12.08.

Wache gegen 6:00 auf, will abbauen. Starker Guss setzt ein, zwingt mich zum Warten. Gegen 7:00 Abbau möglich
Hinter deutscher Grenze kommt letzter starker Regen auf. Wasser läuft mir von oben von der Jacke aus hinter wasserdichten Teil der Hose, sehr kalt, sehr unangenehm. Immerhin letzter Tag der Tour
Autobahn angenehm frei, mache gute Strecke. Vor Hannover Baustelle mit Stau, umfahre sie, geht reibungslos und erspart nerviges Staufahren
Gegen 13:30 Ankunft daheim, nach 11 Tagen wieder festes Dach über dem Kopf

Verbrauchte Ausrüstung